Problem oder Gewinn: Naturgarten Schönegge in Viehhausen

Der geplante Umzug des Naturgartens Schönegge von Meilendorf nach Viehhausen hat, wie allgemein bekannt, bei den zukünftigen Nachbarn in Gremertshausen und Sünzhausen große Bedenken ausgelöst. Hauptkritikpunkte sind die befürchtete starke Zunahme des Anliegerverkehrs und die Versiegelung von ökologisch wertvollen Flächen (Zerstörung eines Naturidylls) sowie Beeinträchtigungen durch Reitbetrieb, Reiter und Veranstaltungen.

Kräutergarten des Naturgarten Schönegge im späten Herbst

Herbstlicher Kräutergarten in Meilendorf. Die Kräuter bleiben als Insektenhotels stehen.

Wir Grünen Kranzberg haben die öffentliche Diskussion darüber aufmerksam verfolgt, waren auf Infoveranstaltung und Bürgerversammlung und haben auch den Naturgarten in Meilendorf besucht. Da wir gefragt wurden, wie unser Standpunkt zu diesem Thema ist, möchten wir jetzt zu den einzelnen Kritik-Punkten Stellung beziehen.

Bei unserem Besuch in Meilendorf am 30.11.24 erfuhren wir, dass die Familien Schwaiger und Sedlmaier nach dem Beschluss des Landratsamts planen, zunächst die Pferde umzuziehen und eine Pferdepensionshaltung mit max. 20 Pensionspferden sowie max. 20 Pferden für therapeutisches Reiten einzurichten. Dann soll der Gemüseanbaubetrieb folgen. Im Rahmen der Privilegierung wäre langfristig zudem die Einrichtung eines Waldkindergartens denkbar.

Therapeutisches Reiten braucht gut gelaunte Ponys. Sophia Sedlmaier mit tiefenentspanntem tierischen Therapeuten.

Die Schwestern Sophia Sedlmaier und Lilian Schwaiger führten uns über den in Winterruhe befindlichen Gartenbaubetrieb mit kleinem Hofladen, zeigten uns die Ponys zum therapeutischen Reiten, den großen Kräutergarten, die Ziegen im Streichelzoo, den Bauwagen für den Kindergarten und den Zeltlagerplatz mit Obstbäumen und einfachen Holzhütten, die als Übernachtungsplätze für die Ferienlagergäste sowie als Wetterschutzräume für die Kinder dienen.

Das Verkehrsaufkommen

Am Standort in Meilendorf wurde ein maximales Verkehrsaufkommen von 200 Kfz-Fahrten wochentags gemessen. Es ist für uns nachvollziehbar, dass eine Verkehrszunahme von bis zu 200 Fahrten pro Tag zunächst mal viel erscheint. Da wir Menschen abstrakte Zahlen jedoch nur schlecht einordnen können, ist ein Vergleich hilfreich.

Zahlen zum besseren Einordnen:
In Kranzberg fuhren im Jahr 2019 im Durchschnitt täglich rund 2784 Kfz am Rathaus vorbei. An der Ringstraße Kreuzung Am Zollanger im Durchschnitt 448 Kfz. In Thalhausen gegenüber dem Feuerwehrhaus 1090.

Eine gute Relation bietet hier die Kirchbergstraße in Kranzberg, weil über diese ja die Zufahrt zu Kirche, Kindergarten, Arztpraxis und Pfarrstadl erfolgt: Laut Verkehrszählung von 2019 fuhren dort im Durchschnitt 631 Kfz pro Tag am Messpunkt gegenüber der Kirche vorbei. Stellt man sich nun vor, dass mit dem Einzug des Naturgartens Schönegge täglich 200 Kfz mehr auf der Zufahrtstraße nach Viehhausen fahren, liegt dies noch deutlich unter der Verkehrsbelastung, die die Anwohner der Kirchbergstraße haben. Selbst wenn sich die Besucherzahlen verdoppeln oder gar auf 600 Kfz pro Tag verdreifachen sollten, käme man an die Verkehrsbelastung an der Kirchbergstraße noch nicht heran.

Eine weitere Sorge ist die Enge der Straße von Gremertshausen nach Viehhausen und die unübersichtliche Kurve im Waldstück. Die Kurve wird auf Kosten der Familie Schönegge entschärft. Das dafür benötigte Waldstück wurde, wie uns Sophia Sedlmaier und Lilian Schwaiger berichteten, bereits erworben. In Sünzhausen befürchtet man, was nachvollziehbar ist, dass Anlieger die Anfahrt durch das Wohngebiet Sünzhausen wählen werden. Hier kann eine Beschilderung an der Abzweigung zu Sünzhausen entgegen wirken. Die Schwestern Schwaiger und Sedlmaier versicherten uns, alles, was in ihrer Macht steht, zu tun, um ihre Kunden und Besucher darauf aufmerksam zu machen, ausschließlich die vom Landratsamt festgelegte Zufahrt zu nutzen.

Zerstörung eines Naturidylls

Wetterschutzhütten für die Kindergartenkinder und Sommer-Ferienlagergäste in Meilendorf

Viehhausen wirkt in seiner Abgeschiedenheit sehr idyllisch und wir verstehen, dass bauliche Eingriffe dort als Zerstörung einer Naturidylle wahrgenommen werden. Tatsächlich jedoch ist die Flur um Viehhausen eine intensiv genutzte Kulturlandschaft und deshalb leider eher artenarm, wie wir auf unserer Exkursion in die Kranzberger Flur Anfang 2022 (hier klicken für den Bericht) lernten. Es gibt dort auch keine schützenswerten Biotope, wie bspw. im nahen Kranzberger Forst. Aus unserer Sicht stellt der geplante, von Naturland zertifizierte Gartenbaubetrieb eine Verbesserung für die Artenvielfalt an diesem Standort dar, da auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet wird und zudem, wie in Meilendorf schon zu besichtigen, ökologisch wertvolle Hecken, Streuobstwiesen und Kräutergarten angelegt werden sollen.

Der Reitbetrieb

Zum Thema Reitbetrieb: In Kranzberg haben wir aktuell in mehreren Ortsteilen Betriebe, die Pensionspferdehaltung bzw. Reitstall betreiben. Uns erschließt sich deshalb nicht, mit welcher Begründung der Reitbetrieb in Viehhausen abgelehnt werden könnte, zumal die Pensionspferdehaltung im Außenbereich, wie der Gemüseanbau, privilegiert ist.

Unser Fazit

Sophia Sedlmaier vertritt als Biologin kompetent und glaubhaft, dass sie und ihre Familie sich dem Artenschutz verschrieben haben. Ohne Zweifel blieb auch, dass ihr und ihrer Schwester Lilian Schwaiger die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, mit und ohne erhöhtem Förderbedarf, und das Erleben und Verstehen der Natur eine Herzensangelegenheit ist. Das in Meilendorf erfolgreich umgesetzte Konzept, Kinder und Jugendliche im Kontakt mit der Natur und Tieren im Rahmen eines ökologischen Gartenbaubetriebs zu betreuen und auszubilden, verdient aus unserer Sicht Respekt. Das zu erwartende Verkehrsaufkommen ist in Relation zur Verkehrsbelastung an anderen Straßen in unserer Gemeinde im zumutbaren Bereich. Durch den Verzicht auf Pestizide und die Anlage von Hecken, Kräutergarten, Streuobstwiese ist eine Verbesserung der Artenvielfalt in Viehhausen zu erwarten. Wir sehen deshalb die Ansiedelung des Betriebs in Viehhausen als Gewinn für unsere Gemeinde.

Überzeugendes Konzept: Der Zukunftshof von Sophia Sedlmaier und Lilian Schwaiger.