Mut zum Biolandbau

Anfang April 2025 besuchten wir von der grünen Ortsgruppe den Biohof Königsfeld in Thalhausen. Den Hof bewirtschaften die beiden in Weihenstephan ausgebildeten Landwirte Maria und Johann Kirchfeld seit 2020 biologisch. Wir wollten wissen: Wie läuft das denn so?

Schild am Eingang zum Biohof Königsfeld.

Agri-Photovoltaik

Die Tour über den Hof startet im Gewächshaus, in dem außer ein paar Salatköpfen nur blanke Erde zu sehen war. Klar, Anfang April ist ja noch Winterpause. Interessant war das gebraucht gekaufte Gewächshaus dennoch, denn es hat semitransparente Photovoltaik-Module. Die Fläche wird hier doppelt genutzt: Oben Strom erzeugen, unten Gemüse-Anbau = Agri-Photovoltaik. Zwölf kW Peak hat die Anlage, soviel Strom verbraucht ein durchschnittliches 5 Personen-Haus im Jahr. Oder man kann damit, wie Maria und Johann dieses Jahr ausprobieren möchten, das Gewächshaus im Winter auf 3° heizen und Wintersalate anbauen.

Direktvermarktung frisch ab Hof

Nächste Station direkt hinter dem Gewächshaus: Waschplatz und Kühlung. Die Kirchfelds vertreiben ihr Gemüse im Direktverkauf. Es wird am Vorabend geerntet, gewaschen und in die Königsfelder Biokiste nach den Vorbestellungen der Kunden eingepackt, gekühlt und am nächsten Tag ausgeliefert bzw. von den Kunden abgeholt. Frischer geht es nicht.

Neue Produktideen

Weiter geht’s durch den eisigen Aprilwind Richtung Lavendelfeld. Moment, Lavendel wird in den warmen Mittelmeerregionen angebaut … ist das nicht zu kalt im Bayern? Tatsächlich wurde Lavendel vereinzelt schon im frühen 19. Jh. auch nördlich der Alpen angebaut. Echter Lavendel ist winterhart und gibt ein Öl, das, tropfenweise verabreicht, unter anderem bei Einschlaf-/Angststörungen und Verdauungsproblemen medizinisch wirksam sein soll. Aber für 10 – 15 Liter Lavendelöl braucht man etwa 1 Hektar Lavendelfeld. Das erklärt den stolzen Preis: 10 ml kosten etwa 40 EUR.

Lavendelfeld

Mediterranes Flair in Thalhausen: Das Lavendelfeld der Kirchfelds.

Ackerbau und Artenschutz

Bienen und Hummeln aber laben sich kostenfrei am Nektar und Pollen der Lavendelblüten. Gut für den Artenschutz, und das ist heutzutage mehr als ein schöner Nebeneffekt. Denn ohne Insekten, Mikroorganismen und Tiere geht es im Biolandbau nicht.

Mobiler Hühnerstall

Der mobile Hühnerstall gleicht einem Abenteuerspielplatz. Hier dürfen die Hühner viel Mist machen.

So sind die Hühner unverzichtbar, obwohl die Hühnerhaltung für die Kirchfelds im Freiland mit mobilem Stall aktuell (noch) nicht lukrativ ist. Immerhin trägt sie sich finanziell selbst. Der eigentliche Nutzen liegt im Hühnermist: Der hat mit 17% eine hohen Stickstoffanteil. Zum Düngen zugekauft werden nur Schwefel, Phosphor und Kalk. Stickstoff ist das Hauptnährelement für Pflanzen. Der Hühnermist wird als Beistreu in den Boden eingearbeitet. Auf Kunstdünger wird im Biolandbau verzichtet.

Zwar hat erst Kunstdünger die enormen Produktivitätszuwächse in der Landwirtschaft ermöglicht. Aber es gibt Schattenseiten: Kunstdünger verbraucht viel Energie bei der Herstellung und belastet Grundwasser und Gewässer. Zudem wird ein Teil des Stickstoffs wird in das hochwirksame Treibhausgas Lachgas umgewandelt.

Natürliche Schädlingsbekämpfung

Die Fruchtfolge ist die beste Bekämpfung der Schädlinge.

Die Kirchfelds hatten Glück, dass Marias Eltern und Großeltern den Hof zwar konventionell, aber relativ bodenschonend bewirtschaftet hatten. „Der Boden war schon gut, da vorher immer schon viel mit Rindermist gedüngt wurde“, so Johann. Auch wurde die Fruchtfolge beherzigt, d. h. es wurde nie über Jahre hinweg die gleiche Kultur auf einem Schlag angebaut. Zur Schädlingsbekämpfung kommt bei Kirchfelds ein aus dem Öl des Niembaums gewonnenes Insektizid zum Einsatz. Aber, so Johann: „Die Fruchtfolge ist die beste Bekämpfung der Schädlinge.“

Rinder artgerecht halten

Weiter geht’s zu den Rindern. Bei den Kirchfelds werden die Kälber von den Kühen nicht getrennt und dürfen in den ersten Lebensmonaten ganz normal am Euter trinken. Verwertet wird nicht die Milch, sondern das Fleisch. Diese Haltung wird Mutterkuh-Haltung genannt. Sie gilt als die natürlichste Haltungsform für Rinder. Den Winter verbringen die Tiere im Stall, ab Mitte April dürfen sie auf die Weide. Johann freut sich schon darauf, wenn er seine Rinder auf die Weide treibt; das Handy wird er dabeihaben, um Bilder von vor Freude hüpfenden Kühen für Instagram aufzunehmen.

Schonende Bodenbearbeitung

Vorletzte Station des Rundgangs ist die Maschinenhalle. Dort findet sich am Trecker montiert das „Schweizer Mehrzweckmesser“ der Bodenbearbeitungsgeräte. Nicht ohne Stolz präsentiert Johann den „Häufelpflug der Familie Turiel“. Diese für den Laien verwirrende Rahmenkonstruktion ermöglicht die Grundbodenbearbeitung, Saat und Bestandspflege in einem. Einen Pflug, wie er in der konventionellen Landwirtschaft typisch ist, sucht man vergebens. Denn der Pflug reißt die Erde tief auf und bricht sie um. Im ökologischen Landbau soll die Struktur der Bodenschichten jedoch möglichst erhalten bleiben.

Dies danken die Bodenlebewesen, die die eigentliche Arbeit für den Landwirt erledigen: Nährstoffe bereitstellen, Boden belüften. Auch das in Dürrperioden immer knapper werdende Wasser kann länger im Boden verbleiben und wird durch natürliche Kapillarkräfte den Pflanzen zugeführt. Auf zusätzliche Bewässerung konnten die Kirchfelds bisher verzichten.

Häufelpflug der Familie Turiel

Das Turiel Häufelpflug, die Mehrzweckwaffe im Ökolandbau. Unter Beachtung „welche Kultur an welchem Standort mit welcher Fruchtfolge und welcher Bodenbearbeitung“ könne man in trockenen Sommern viel mehr gewinnen, als mit einer Sprinkleranlage zur Bewässerung, so Johann Kirchfeld.

Abschluss des Rundgangs bildet ein Besuch im Hofladen, wo ganzjährig Lavendelöl und Lavendelwasser, Eier und Fleisch vom Hof, ergänzt um regionale Bio-Molkereiprodukte und Honig angeboten werden. Ab Juni gibt es dann auch wieder frisches Gemüse, individuell zusammengestellt in der Königsfelder Biokiste.